Erich Walter Wocke, geb.1907, ist der Sohn des Kaufmanns Rudolf Wocke und der Opernsängerin Emilie, geb. Dowerk. Erichs musikalische Ausbildung umfasste Klavier und Theorie bei
seiner Mutter und im Kölner Konservatorium, ein Gesangsstudium, u.a. bei Lula Mysz-Gmeiner in Berlin, und Kompositionsstudien bei verschiedenen Lehrern. Gemeinsam mit seinem Bruder, dem Bariton
Hans Wocke, war er Mitglied im Kölner Rundfunkchor. Ab 1937 folgten Engagements als Lyrischer Bariton an deutschen Bühnen, bis er 1942 den Soldatendienst antreten musste. Nach dem Kriege musste
er einige Jahre als Bauarbeiter die Familie ernähren und hat durch seine Tatkraft sein stark beschädigtes Haus in Wiesbaden vor dem Einsturz bewahrt. Danach war er Gesangslehrer und
unterrichtete vor allem Amerikaner, die ihren Militärdienst in Wiesbaden ableisteten, aber nach wenigen Jahren Deutschland wieder verließen, so dass er sich nach einem Broterwerb in
städtischen Diensten umsehen musste, der ganz und gar nichts mit Musik zu tun hatte. Er hat während dieser frustrierenden Zeit allerdings jede freie Minute zum Komponieren genutzt. Seinen
heranwachsenden Kindern, ebenso mehreren Chören, widmete er zahlreiche Lieder. Reine Instrumentalwerke sind rar. Seine früheren Kompositionen sind in der Harmonik eher konventionell, zum
Teil in der Nachfolge Regers, z.T. aber auch in Abkehr von Chromatik und Funktionalität mit Hinwendung zu archaischen Skalen, wie Pentatonik und Kirchentonarten, mehr und mehr der
Quartenharmonik oder auch der Ganztonleiter Raum gebend. Letztere hat auch seinen Zwölfton-Stil geprägt. Ob die späten Werke im Zwölfton oder in freier Tonalität komponiert sind, Erich Wocke hat
es verstanden, die Texte, die ihm am Herzen lagen, musikalisch so zu gestalten, dass Melodik und Harmonik „am Hörer“ bleiben, nicht zuletzt weil er sich über Starrheiten in den
Kompositionsvorschriften der Reihentechnik hinweggesetzt hat. – Durch einen Autounfall kam Erich gemeinsam mit seiner Frau Helga 1972 ums Leben.